ÖAAB-Schule: Kinder ins Abseits integrieren

Kinder von ÖVP-Wähler_innen sollen weiterhin vor dem Leistungsvergleich mit Kindern aus benachteiligten Familien geschützt werden. Um das zu verschleiern, heißt Separation jetzt Integration.

„Ghetto-Schulen“ seien „undurchdacht und gefährlich“, sagte die Wiener VP-Spitzenkandidatin Christine Marek gegenüber den Salzburger Nachrichten. Es wäre gut, könnte Marek diese Einschätzung auch dem ÖAAB mitteilen. Gerade präsentierte der VP-Arbeitnehmer_innenbund sein Bildungskonzept, in dem genau das geplant ist: separaten Unterricht für Kinder mit Sprachdefiziten.

In einem Interview von Der Standard lancierte ÖAAB-Chef Michael Spindelegger diesen Vorschlag erstmals. Kinder mit Sprachdefiziten sollen in eigene Klassen oder Schulen separiert werden, um nicht die anderen Kinder zu „belasten“, so Spindelegger.

Separation ist die neue Integration

Mit NLP-Täuschungs-Sprech definiert der ÖAAB die geplante Selektion nun zu einer integrativen Maßnahme um. In der Kurzfassung des Bildungskonzepts heißt es:  In „integrativen Sprachschulen“ sollen Kinder mit Sprachdefiziten gefördert werden, bis sie dem Regelunterricht folgen können. Im Klartext: Die Kinder werden „integriert“, aber eben nicht in den Regelbetrieb, sondern in Sonderklassen.

Bei der hohen Undurchlässigkeit des österreichischen Bildungssystems bedeutet diese Maßnahme freilich, dass Kinder mit Startschwierigkeiten auch im Abseits bleiben werden. Dazu nur eine Kennzahl: 90 Prozent der Eltern von österreichischen Kindern mit Pflichtschul- oder Lehrabschluss weisen schon jetzt ebenfalls Pflichtschul- oder Lehrabschluss als höchste Ausbildung auf.

Standesdünkel…

Die etablierten Medien unterließen die Offenlegung des ÖAAB-Täuschungsmanövers. Mehr Aufklärung bietet ein Blogger. Wer erfahren möchte, was ÖVP-Politiker_innen wirklich meinen, erfährt das meist bei Andreas Unterberger. Der hat schon alles verloren und spricht offen aus, was ÖVP Spitzenpolitiker_innen ihrer Klientel nur signalisieren.

In diesem Fall lautet die Botschaft der ÖVP offensichtlich: „Wir werden verhindern, dass Eure Kinder mit Proleten und Migranten in die Schule müssen“. Unterberger trägt das Anliegen mit herb-rassistischer Note vor:

Eltern in Österreichs Städten wollen einfach nicht, dass ihre Kinder und Enkel in Schulen gehen müssen, wo ihnen Klassen drohen, die zu 50 bis 95 Prozent aus Kindern bestehen, die einen kulturellen Hintergrund mit Drittwelt-Niveau haben. (Andreas Unterberger, 20. Mai 2010)

Pädagogisch ist das Konzept vom separierten Unterricht längst unten durch. Sonderschulen werden heute nur noch mit dem Kostenargument gerechtfertigt. Längst hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass bei entsprechender Infrastruktur auch die weiter fortgeschrittenen Schüler_innen vom Unterricht unter einem Dach profitieren.  (Was die Integration von Behinderten anbelangt, hat sich diese Einsicht offenbar schon bis zur ÖVP durchgesprochen.)

und Leistungsfeindlichkeit?

Allerdings steigen in der gemeinsamen Schule auch die Aufstiegschancen unterer Einkommens- und Bildungsschichten. Das ist für Kinder, deren Vorsprung nicht den eigenen Talenten, sondern dem Einkommen und der Bildung der Eltern geschuldet ist, eine Bedrohung.

Der ÖAAB will die soziale Undurchlässigkeit des österreichischen Bildungssystems offenbar fortschreiben. Und die Kinder der eigenen Wähler_innenschaft vor dem Leistungsvergleich mit Kindern aus unteren Bildungs- und Einkommensschichten schützen.

Ein Gedanke zu „ÖAAB-Schule: Kinder ins Abseits integrieren“

  1. Lukas Mandl, ÖAAB-Generalsekretär, hat uns in der Schule, in der ich unterrichte (Islamisches Gymnasium Wien, sehr hoher Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund und nichtdeutscher Muttersprache) besucht.
    Auf die Bedeutung von muttersprachlichen Unterricht, der der Meinung unserer Sprachlehrer nach so früh wie möglich einsetzen sollte, haben wir ihn hingewiesen und er hat sich für den Hinweis ausdrücklich bedankt – und ihn ignoriert.

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