Hunger ist uncool

Unter den Problemen der Welt ist Hunger ein eher uncooles. Auch Freund*innen bestätigen; Finanzkrise, Demokratiedefizit und Nahostkonflikt sind weitaus attraktiver. Dürre in Ostafrika in der ZIB, 40.000 auf der Flucht – schon schalte ich innerlich ab.

Wenn Hungerkatastrophen mit Kinderaugen bebildert werden, treten die Ursachen in den Hintergrund. By Alex Proimos CC BY 2.0

Ich habe mich schon öfters gefragt, warum das so ist. Die Konferenz „Zukunft ohne Hunger“ der Caritas hat mich nun auf eine mögliche Erklärung gebracht: Hungersnot wird medial meist als humanitäre Katastrophe dargestellt und nicht als politische Frage. Gezeigt wird nur ein Ausschnitt der Krise, nämlich die bereits ausgebrochene Katastrophe in ihrere ganzen emotionalen Wucht von Tod und Kinderaugen.

Entpolitisierung von Hunger

Meist weggelassen werden die vorangehenden Ursachen. Das lähmt mich. Hunger wird so zum Schicksal, das es zu ertragen gilt. Wenn ein Zustand keine Ursachen hat, dann kann man ihn auch nicht ändern.

Anders, wenn einer wie Jean Ziegler die Ursachen beim Namen nennt. Dann hat das Thema plötzlich mein Interesse. Natürlich ist es für Medien nicht so einfach, bei der Zuweisung von Verantwortung ausgwogen und objektiv zu bleiben. Das erfordert schon eine Beschäftigung mit dem Thema über den Nachrichtenzyklus hinaus.

Gelegenheit dazu bietet die bereits erwähnte Konferenz, die übermorgen in Wien startet. Die Teilnahme ist für Normalsterbliche viel zu teuer (Edit: Es gibt stark vergünstigte Tickets, Korrektur). Aber das eine oder andere Medienunternehmen könnte eine*n Redakteur*in entsenden, um mir das Hungerproblem in Zukunft wieder schmackhaft zu machen.

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